Monday, April 7, 2008

Trauma, Trigger und Frieden im Herzen


Traumapsychologisches Basiswissen für ethnische Minderheiten in der Provinz Ratanakiri

INHALT

Der Kontext –Nationale Versöhnung
Scheu und herzlich – Abgeschnitten von der Welt
Neuland - Einstellungen zu Versöhnung
Traumaarbeit – Kreation und Integration
Unerwartete Enthüllung - Wundersame Rettung


Der Kontext – Nationale Versöhnung
Sotheary, Chariya und Seela vom Center for Social Development (CSD) treffen in Ratanakiri mit Gruppen ethnischer Minderheiten zusammen, erörtern mit ihnen Fagen zum Thema Nationale Versöhnung in Kambodscha. Dies geschieht im Kontext des zur Zeit in Phnom Penh stattfindenden Khmer Rouge Tribunals. Ausserdem versuchen sie - soweit wie dies jeweils möglich ist - psychologisches Basiswissen bzgl. seelischer Gesundheit und Trauma im Zusammenhang mit den von den TeilnehmerInnen gemachten Erfahrungen in der Khmer Rouge Zeit zu vermitteln. Mir als DED-Friedensfachkraft fällt dabei die Aufgabe zu, die MitarbeiterInnen von CSD in dieser delikaten Arbeit so gut es geht zu coachen.
Diese einmalige Möglichkeit für das Emotional Support Team von CSD bietet sich im Rahmen der sog. Ground Preparations für das in zwei Wochen in der Provinzhauptstadt Ban Lung stattfindende Public Forum von CSD. Wir treffen in sechs Distrikten jeweils mit kleinen Gruppen von Mitgliedern unterschiedlicher ethnischer Minderheiten zusammen. Aber auch Khmer oder Laoten sind in einigen Distrikten unter den Teilnehmenden.
In den Gesprächen haben die Anliegen, Erwartungen und Befürchtungen der Teilnehmenden in Bezug auf deren persönliche Auseinandersetzung mit der Versöhnungsthematik erste Priorität. Wir beschänkten wir uns bei der Erläuterung von Konzepten wie Trigger, psychosoziales Trauma und seelische Gesundheit jeweils auf den Kontext und auf den Differenzierungsgrad der von Teilnehmenden berichteten Erfahrungen.
Wichtig war uns auch eigenes Lernen durch aktives Zuhören: Wir waren sehr daran interessiert unter anderem zu erfahren, welches die jeweils ethnien-immanenten Coping-Strategien und Verarbeitungsmechanismen im Umgang mit den Geschehnissen der jüngeren kambodschanischen Geschichte waren und sind.

Scheu und herzlich – Nicht mehr ganz abgeschnitten von unserer Welt
Die Krin sind eine ethische Minderheit in der Provinz Ratanakiri. Wir treffen eine Gruppe von ca. dreissig Männern im O Chum Distrikt. In den voherigen Tagen waren wir bereits Gast bei den Tumbue , bei den Djarai sowie bei einer laotischer Minderheit. Auch eine Gruppe von Khmer treffen wir in Ou Phlong auf unserem Weg zurück in Richtung Stung Treang. Kaum einer der Anwesenden kann lesen oder schreiben. Einige sprechen nicht einmal Khmer, sondern lediglich die Sprache ihrer Ethnie.
Unser drittes Meeting findet in einer lichtdurchfluteten Holzbaracke statt. In einer Ecke, im Müllhaufen, entdecken wir jede Menge anscheinend ungelesenes und bereits entsorgtes NGO-Informationsmaterial. Nuon Chea, einer der angeklagten Khmer Rouge Führer, schaut uns von einer Broschüre des Documentation Center of Cambodia (DC-Cam) entgegen.
Vorher hockten wir lange mit den Männern unter einem riesigen Bananenmangobaum. Pfeifen, Rauchwaren aus grünen Blättern und auch Zigaretten werden entzündet. Es herrscht eine friedvolle, eher meditative Stimmung. Niemand scheint auf etwas zu warten oder etwas tun zu wollen. Die CSD-MitarbeiterInnen nutzen die Situation, um sich über die aktuellen Lebensumstände der Ethnie zu informieren. Auch Themen wie Landdiebstahl und die erschreckenden überall in der Region sichtbaren illegalen Rodungen werden berührt. Niemand lacht, wie es meist Khmer in solchen Situationen tun, aber auch niemand gibt für nur einen Moment seine Ruhe und Gelassenheit auf.
In dieser entlegenen Gegend Kambodschas weiss man nicht, dass es so etwas wie Psychologie gibt, dass sich Menschen in der entfernten Hauptstadt beruflich mit den Motiven, Einstellungen und den brutalsten wie liebenswerten Verhaltensaspekten der Spezie Mensch konzeptuell auseinandersetzten. Die Existenz von psycho- und traumatherapeutischen Hilfsangeboten, sowie vom Konzept psychosozialesTrauma ist hier absolut unbekannt. Natürlich hat man auch noch nie PsychologInnen in vivo getroffen.

Viel ausgeprägter als im übrigen Kambodscha ist es für die Menschen hier normal, dass man sich als wesenszugehörig zu der einen umgebenden Natur empfindet und damit auch bezogen wie abhängig ist vom Goodwill der in diesem Naturkontext für sie real existierenden guten wie bösen Geistwesenheiten. Es ist eine Lebenswelt, die beseelt ist bis in jedes Detail. Eine in unserem Sinne autonome Selbstdefinintion und Lebenskreation als Resultat eines personalen Individualisierungsprozesses ist eher nicht denkbar in diesem Kontext.
Dagegen sind Geistwesen hier ein existentielles sämtliche Lebensbereiche durchdringendes und beeinflussendes Phänomen. Hier gibt es keine Pagoden. Buddhismus spielt eine nur marginale Rolle bei den ethnischen Minderheiten dieser Region. Die Allbeseelung der Natur und die Geister der Ahnen sind sie relevanten spirituellen Grössen.

Chariya fragt anhand einer unserer Abbildungen im Buch nach den ihnen bekannten und praktizierten traditionellen Heilungsansätzen bei seelischen Erkrankungen. Während es all die in Kambodscha sonst üblichen buddhistischen Rituale und Anleitungen durch Mönche und Atschars (Ritualmeister in den Wats) nicht gibt, kennt man viele Geisterbeschwörungs- und Geisteraustreibungsrituale, sowie spezielle Arten von gebetsähnlichen Geistanrufungen und –beschwichtigungen (Chantings).
Uns kommt verhaltene Neugier und viel Dankbarkeit dafür, dass wir uns auf den weiten Weg gemacht haben, um Wissen zu teilen und Gespräche ermöglichen, entgegen. Obwohl aus voneinander sehr entfernt liegenden Dörfern hierhergekommen, scheinen alle Anwesenden sich gut zu kennen.
Wir merken schnell, dass die Grundfakten der jüngeren kambodschanischen Geschichte, speziell der Khmer Rouge Zeit, Vielen hier nur marginal vertraut sind. Von Pol Pot hat man gehört, aber die Namen all der anderen Hauptdesigner des kambodschanischen Holocaust - in Phnom Penh im Zusammenhang mit dem Tribunal beinahe an jedem Tag in den Medien - sind hier nicht bekannt. Von der Existenz und Arbeit des Tribunals selber wissen nur einige Menschen vage etwas.
Von den unheilvollen Geschehnissen waren nicht alle ethnichen Guppierungen gleichermassen betroffen. Einige Ethnien wurden zumindest, in den ersten zwei Jahren des Regimes zwischen 1975 und 1977, ganz in Ruhe gelassen. Sie waren eh’ sehr arm und lebten wie in Urzeiten bereits immer in dem von den Roten Khmer idealisierten Zustand einer archaischen Agrargemeinschaft, in der niemand materiell besser gestellt war als der Rest der Gruppe. Man kannte auch das von den Roten Khmer verteufelte Geld bis dahin nicht als Zahlungsmittel. Andere ethnische Gruppen waren mehr Objekt von Verdächtigen oder Ziel von Űbergriffen. Nicht wenige erzählen uns von Säuberungswellen und Kämpfen ab 1978. Die Bedingungen der Ereignisse und Zusammenhänge sind ihnen nicht bewusst.

Neuland - Einstellungen zur Versöhnung

Sotheary und Chariya sind begabt, die zwar neugierigen aber überhaupt nicht mit konzeptionellen Denken vertrauten Menschen dort abzuholen, wo sie in ihrer Weltwahrnehmung zuhause sind. Inspiriert vermitteln sie anhand der grossformatigen Cartoons und Graphiken unseres Buches in einfacher Sprache einige grundlegende psychologische Themen, die in Zusammenhang mit den traumatischen Ereignissen der Khmer Rouge Zeit stehen.
Ziel dieses Vorgehens ist u.a. zu erfahren, wie bei diesen Menschen der Versöhnungsgedanke entwickelt ist, welche Ideen für den Nationalen Versöhnungsprozess vorhanden sind und welche Einstellungen zum Thema Bitte um Verzeihung und Verzeihen vorherrschen.
Eine systematische Umfrage war in diesen Gesprächen natürlich nicht sinnvoll und möglich. Es ist eine Athmosphäre starker emotioneller Berührtheit wahrnehmbar, auch wenn das Emergieren heftiger Gefühle eher selten geschieht. Die Menschen sind hier wie überall im Lande von den Khmer Rouge Kadern extrem konditioniert worden, Gefühle zu unterdrücken bzw. überhaupt nicht mehr wahrzunehmen. Die mir inzwischen oftmals beschriebene Angst aufgrund der Expression von Emotionen umgehend getötet zu werden, sitzt noch tief in den Eingeweiden.

Gleichwohl erhalten wir im Gespächsverlauf eine Reihe von eindeutigen und fast gleichlautenden Statements zur Frage, ob ein Verzeihen der damaligen Űbeltaten möglich ist. Wie bei unseren Interviews von ehemaligen Khmer Rouge Soldaten in der Provinz Otdar Meanchey, lehnen die Menschen hier den Akt des Verzeihen als Teil des nationalen Versöhnungsprozesses mehrheitlich ab. Selbst einem geständigen und reuig um Verzeihung bittenden (Khmer Wort: som to) Täter könne man nicht verzeihen. Das gehe bei dem ungeheuren Ausmass der meisten Vergehen nicht. Man sei hingegen nicht mehr wütend, dafür liege das Geschehene zu weit in der Vergangenheit. Dennoch werde man mit ehemaligen Tätern nicht reden wollen. Dafür seien damals zu viele Menschen umgebracht worden. Versöhnungsprozesse müssten, wenn sie den überhaupt möglich seien, ohne diesen Ansatz geschehen. Viele der Befragten glauben nicht an einen echten Versöhnungsprozess in Kambodscha. Das Tribunal, bei dem nur eininge wenige Täter zur Rechenschaft gezogen werden, könne auch nicht wirklich Gerechtigkeit bringen. Mit bösen Menschen könne man sich nicht versöhnen. Das sei im Grunde dasselbe wie mit bösen Geistern. Man müsse sich vor dem Bösen schützen, man müsse sich arrangieren mit den auch heute oft noch machtvollen Tätern von damals, aber Versöhnung kann nicht stattfinden mit dem Bösem.
Diese klaren Aussagen seien unkommentiert so dargestellt, wenngleich es z.B. aus soialpsychologischer Perspektive noch Vieles anzumerken gäbe.
Auf unsere sich daran anschliessende Frage, was denn ihrer Meinung nach realistische Ansätze für ein friedliches Mit- oder Nebeneinander für Kambodscha seien, erhalten wir lediglich einige vage Antworten: Kambodscha sollte politisch stark werden (gegenüber Vietnam und Thailand?). Kambodschaner sollten gemeinsam das Land aufbauen. Kambodschaner sollten das ohne ausländischee Hilfe versuchen. Einige Kommentare in einem anderen Distrikt waren allerdings, dass das Tribunal sowie die Versöhnung im Lande ohne ausländische Hilfe scheitern würde.


Auch in dieser Provinz stellen wir fest, dass das Versöhnungskonzept - wie viele andere unserer westlichen Konzepte - eher nicht vertraut ist und in vielen Köpfen eine vage Idee vom dem vorherrscht, was deren Konnotation sei könnte. Das ganze Khmer Rouge Trauma wird im Nachhinein wohl eher als ein amorphes, entpersonalisiertes Phänomen (siehe “Onka”/die ‘Organisation”), denn als Kreation von ganz konkreten fur das Geschehene verantwortliche Menschen eingeordnet werden. Konkrete und heute weiterhin als Exellenzien respektierte sowie als ehrbare Mitmenschen wahrgenommene Mit-Kambodschaner als verantwortlich zu sehen, übersteigt offenbar das Fassungsvermögen dieser Menschen. Viel leichter ist es da offenbar an böse Geistwesen und Kräfte zu glauben, deren Opfer alle Kambodschaner geworden sind. Dann lösen sich schliesslich Täter und Opfer als Kontrahenten der kambodschanischen Geschichte auf und man kann gemeinsam auf externale Widersacher und Täterschaften verweisen. Böse Geistwesen, fremdländische Kräfte oder einzelne vom Bösen besessene Menschen sind da zu benennende Projektionsflächen. Mit diesem Denkmuster werden wir immer wieder auf unserer Tour durch die Provinz konfrontiert.
Es bleibt für uns – insbesondere für meine kambodschanischen MitarbeiterInnen - schwierig zu konzeptualisieren, warum überall auf unserer Reise durch die Distrikte von Ratanakiri von allen ethnischen Gruppierungen der Gedanke des Verzeihens so vehement abgelehnt wird. Ist es ein zu sehr westliches Konzept? Sind wir an unseren Űbersetzungsgrenzen gestossen? Ist das Mitgfühl als notwendiges emotionales Korrelat für Verzeihensprozesse immer noch zu stark anästhetisiert. Sind die Menschen auch hier einfach zu extrem verletzt worden? Sind die politischen Verunsicherungen aufgrund der aktuellen Land(raub)problematik dafür mit-verantwortlich?


Traumaarbeit - Kreation und Integration
Idee und Konzept für diese Outreach-Aktivität ist eine logische Konsequenz des Nachhaltigkeits-Ansatzes der Entwicklungszusammenarbeit: Das psychologische Basiswissen im von uns kürzlich veröffentlichten Buch “Understanding Trauma in Cambodia” soll nicht nur Akademikern in der Hauptstadt zugute kommen. Die jetzt gerade produzierte zweite Auflage soll auch diejenigen Kambodschaner erreichen, die in naher und wohl auch mittelfristiger Zukunft keine Chance haben, in psychoedukative Prozesse involviert zu werden. Diese Aktivitäten der Emotional Support Group von CSD sollten dann idealerweise im Rahmen von kleinen, geschützten, sorgsam begleiteten Dialoggruppen auf lokaler Ebene geschehen.
Gerade die jungen PychologInnen sind hochmotoviert ihre Landsleute in abgelegenen Regionen teilhaben zu lassen an generellen Bewusstwerdungsprozessen, speziell an dem Diskurs über die aktuellen nationalen Versöhnungsprozesse. Sie tun dies, weil sie davon überzeugt sind, dass Frieden im Herzen der Menschen nur dann wirklich möglich ist, wenn jeder noch so arme und ungeschulte Mensch im Land für sich die Möglichkeit erhält, einen wenn auch noch so kleinen inter- und intrapersonalen Versöhnungsprozess bzgl. der eigenen Geschichte zu durchleben.
Ihr Versöhnungsansatz ist daher: Kreation eines heilsamen Friedensdiskurses zur Integation von traumatischem biographischen Matrial in den kleinen Mikrokosmen, das heisst auf kommunaler Ebene in dialogischen Prozessen mit Menschen die tagtäglich zusammenleben (müssen) und somit existentiell aufeinander angewiesen sind.
Um aber nicht mehr Schaden anzurichten als Nutzen zu bringen, ist es dabei unabdingbar, dass derartige Prozesse in einem professionellen Kontext stattfinden. Das heisst, speziell in Traumaarbeit oder zumindest in der Begleitung von psychoedukativen Gruppen geschulte Psychologinnen müssen dafür sorgen, dass jeder einzelne Teilnehmende sich während der gesamten Zeit geschützt, sicher und geborgen fühlt. Die nicht zu verhindernden angetriggerten schmerzvollen Erfahrungen müssen bei professioneller Nähe-Distanz-Regulation und Empathie sowie mit adäquatem Kriseninterventionswissen, begleitet werden können. Unbedingt muss eine tragende Schutzathmosphäre kreiert werden können. Ansonsten besteht die hohe Wahrscheinlichkeit, dass Teilnehmende retraumatisiert werden. Der Grund dafür ist, dass, durch das bei solchen Anlässen normale massive Emergieren von traumatischen Szenen, die erworbenen und im Alltag meist auseichenden Schutz-, bzw. Vermeidungs- und Verdrängungsmschanismen nicht mehr greifen.
Bei den Krin im O Chum Distrikt gelingt dies Sotheary und Chariya auf beeindruckende Weise. Es ist für sie immerhin beraterisches Neuland, eine recht komplexe Gruppendynamik mit Menschen aus einer so ganz anderen Lebenswelt als der ihren prozessorientiert anzuleiten. Sie tun dies mit dem entsprechend nötigen Selbstvertrauen und guter Gelassenheit. Es ist athmosphärisch spürbar, dass man ihnen vertraut.


Unerwartete Enthüllung - Wundersame Rettung
In den entlegenen Distrikt Andoung Meas gelangen wir von Ban Lung aus nach mehreren Stunden Fahrt über schmale Pisten, durch Bäche und über halbzerfallene Brücken. Hier wurden sicherlich bisher noch keine NGO-Outreach-Programme implementiert. Die hier ansässigen Djerai wirken ausserordentlich freundlich und friedlich. Alle Menschen scheinen sich in Slow-Motion zu bewegen. Im Dorf ist es extrem ruhig.
Sotheary bittet die anwesenden Männer und Frauen nach einigen vertrauensbildenden Interventionen uns von ihren Erfahrungen während der Khmer Rouge Zeit zu erzählen. Zuvor hatten wir sie über den Grund unseres Besuches und die Outreach-Aktivitäten von CSD informiert. Wir hören einer Reihe von eindrücklichen Berichten zu.
Ein Mann in den Siebzigern schliesst seinen bewegenden Bericht mit der Information, dass er nach einer längeren Odysse von Internierungslager zu Internierungslager schlussendlich im Dezember 1978 ins Toul Sleng Gefängnis nach Phnom Penh gebracht worden sei. Es gäbe ausser ihm noch einen weiteren Mann in diesem Distrikt, der das gleiche Schicksal erlitten habe.
Wir haben zunächst Mühe dieser Erzählung Glauben zu schenken. Die offizielle Zahl derjenigen Menschen, die den Horror in Toul Sleng überlebt hatten und nicht in den Killing Fields umgebracht worden waren, beträgt nach offiziellen Angaben zwischen 12 und 15 Personen. Im letzten Jahr offenbarte sich während einer CSD-Outrech-Aktivität eine weitere bisher unbekannte Űberlebende der insgesamt 14.000 Inhaftierten. Hier in der entlegendsten Ecke Ratanakiris soll uns nun ein weiterer wundersam Geretteter gegenübersitzen. Seine nachfolgenden bescheidenen Erzählungen über die Befreuung in letzter Minute durch die vietnamesischen Truppen wirken allerdings sehr glaubhaft und wir realisieren, dass wir Zeugen der Enthüllung eines ganz besonderen Ereignisses sind. Der alte Mann erzählt nach so vielen Jahren bei unserem Besuch erstmalig Aussenstehens von diesen seinen Erlebnissen. Das öffentliche Interesse an dieser “Entdeckung” wird riesig sein. Wir können das nicht verhindern. Wie im Fall der Frau aus Phnom Penh im letzten Jahr wird unsere Emotional Support Group versuchen, ihn so gut es geht vor den negativen Folgen der menschlichen Sensationslust (CNN und Co.) zu schützen.

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